Bruder Balthasar
von Chadim » So 12. Jun 2022, 10:10
Bruder Balthasar
Ordenspriester
Balthasar war als Erstgeborener des Edlen Konrad von Braunwasser vorbestimmt, nach dessen Tod die Herrschaft über das Lehen Braunwasser zu übernehmen. Auch wenn man den Sümpfen jedes Jahr nach dem Winter erneut das Land neu abringen musste, ermöglichte es den Bauern eine reiche Ernte und der Ritterfamilie einen bescheidenen Wohlstand. Anders als die umliegenden Lehensnehmer presste Konrad den ihm zum Schutz befohlenen nicht wie die umliegenden Ritterfamilien alles bis aufs letzte ab, so dass diese ohne Sorgen über den Winter kommen konnten. Dafür liebten die Bauern ihren Ritter und waren ihm treu ergeben.
Konrad bemühte sich, Balthasar und dessen Brüdern und Schwestern ein notwendiges Maß an Rücksichtnahme zu lehren, die seiner Meinung nach ein Ritter seinen Schutzbefohlenen gegenüber schuldig sei.
Die guten Ernteerträge erweckten jedoch auch den Neid des direkten Lehensnachbarn Eichwart von Steinwall, einem Günstling Kadrics. Dies sowie die mahnenden Worte Konrads im Lehensrat gegen die von Kadric von Starkenberg neu eingeführten Abgaben, ließen Konrad die Gunst des Herrschers verlieren.
Ohne den Lehnsfrieden zwischen den Rittern des Reiches erklärte Eichwart die Fehde gegen das Geschlecht von Braunwasser und griff, unterstützt durch Soldaten Kadrics, den Stammsitz der Familie direkt an.
Der Kampf war aufgrund der Übermacht der Feinde schnell entschieden. Konrad von Braunwasser fiel in der Schlacht. Balthasar, welcher den ersten Ausfall anführte, wurde von einem Pfeil vom Pferd geworfen und stürzte am Ufer des Braunwassers ins Schilf. Auch seine Brüder fanden in der Schlacht den Tod. Seine Mutter wurde erschlagen, die Schwestern verschleppt.
Erst als es Dunkel wurde, kehrte Balthasars Besinnung zurück. Ein Bauer fand ihn, als diese in der Nacht das Schlachtfeld durchsuchten. Der Mann verbarg Balthasar in seiner Hütte und versorgte seine Wunden. Dennoch brach ein Fieber aus, welches mehr als zwei Wochen andauern sollte. Als sich Balthasar schließlich erholte, berichtete man ihm vom Tod von Vater, Mutter und Brüdern. Seine beiden Schwestern seien auf Geheiß Eichwart von Steinwalls mit Hauptleuten seiner Truppen vermählt worden, worauf sich die Jüngere das Leben genommen habe. Die Leichen seiner Familie seien allesamt verbrannt worden, ohne Ihnen die Ehre der Hainbestattung zu teil werden zu lassen.
Balthasar verließ den Hof des Bauern, sobald dies seine Kräfte zuließen. Der Wunsch nach Vergeltung war zu diesem Zeitpunkt durch Resignation und Zweifel aufgefressen worden. So legte Balthasar seinen Titel und seine Waffen ab und wendete sich den vier Winden zu, denen er als Wanderpriester zukünftig folgen wollte. Auf diese Weise versuchte er, dem einfachen Volk zu helfen, eignete er sich auch mit der Zeit Kenntnisse in der Wundversorgung an. Doch auch die Lage des Volkes wurde immer ernster, da auf Kadrics Weisung die Abgaben immer höher ausfielen.
Als die Strafexpeditionen die ersten Dörfer niederbrannten und sich erster Widerstand im Volk regte, nahm auch Balthasar die Waffen wieder auf. Dann hörte man von einer offenen Rebellion, angeführt von Alrun von Starkenberg, der Nichte des Herrschers.
So sammelte sich auch Balthasar unter ihrem Banner, das ihn schließlich vor die Tore der Feste Starkenberg führen sollte. Während Alrun und ihre Getreuen sich gegen die Besatzung der Festung warfen, stritt Balthasar mit den seinen gegen das Hauptheer, welches sich auf einem nahen Hügel formiert hatte.
Die vier Winde auf seiner Seite wissend, nun überstrahlt durch ein neues Licht welches von Alrun in diese Welt getragen wurde, war er bereit mit seinem Leben dem Angriffskeil um Alrun den Rücken von Feinden freizuhalten. Und tatsächlich, auch wenn viele der mit ihm Kämpfenden das Ende der Schlacht nicht mehr erlebten, gelang es die Linie zu halten bis der Ruf des Sieges über das Feld wehte und der Feind schließlich die Waffen streckte.
In den folgenden Tagen unterstützte Balthasar, trotz seiner eigenen Verletzungen, im Lazarett bei der Versorgung der vielen Verwundeten. Dort traf er auf Eichwart von Steinwall, der unter seinem Schlachtross begraben worden war so dass man ihm die Beine hatte abnehmen müssen. Als er den Feind und Mörder seiner Familie in seinem Elend liegen sah, erstickte der Ekel jegliches Mitleid. Mit Mühe zügelte er seinen Zorn, um sich nicht an einem Wehrlosen zu vergehen. Er trat jedoch zu ihm, riss ihm den Ring seiner Familie vom Finger und nahm zum Schrecken des Ritters den Namen Braunwasser wieder auf.
Als nach dem Tod Alruns durch ihre getreuen die Regeln des Ordens sowie die Neuordnung des Reiches verkündet wurde, entschloss sich Balthasar dem Orden beizutreten und dem Land so zu dienen. Er beschloss jedoch, nicht die Würde eines Ordensritters anzunehmen, sondern sich dem Seelenheil des Volkes anzunehmen; so wie er es in der Zeit des Wiederstands getan hatte.